Montag, 20. Oktober 2008

Parc National du Mont-Tremblant

Endlich kommen mal wieder Neuigkeiten von der anderen Seite des Atlantiks!

Wie ihr dem Blog-Titel entnehmen könnt, war ich im Nationalpark Mont-Tremblant, etwa 2 Autostunden von Montreal entfernt. Samstag morgen gings los, natürlich mit erheblicher Verspätung, was aber zur Abwechslung mal nicht an einem Serger lag, sondern an den nächtlichen Partyaktivitäten der anderen Mitfahrer in Person von Stéphanie, 2 x Caroline, Cassandre, Raphael (alle aus Frankreich) und Eva (Deutschland). Aber ich darf mich eigentlich wirklich nicht beschweren, weil ich bei der Vorbereitung nicht geholfen hatte, sondern kurzfristig auf den Zug aufgesprungen bin.

Jedenfalls hatten wir einen schönen orangefarbenen Dodge-Van für 7 Personen gemietet mit dem wir dann erstmal Verpflegung für 2 bzw. 5 Tage gekauft haben. Caroline und ich sind früher heimgefahren als die anderen, aber dazu später mehr...
Schon die Hinfahrt war ein kleines Erlebnis: Nicht, dass es ständig eine wahnsinnig spektakuläre Landschaft zu sehen gegeben hätte - jeden Kilometer den wir zwischen uns und Montreal brachten, wurde es schöner - sondern schlicht mal wieder in einem Auto sitzen, gute kanadische Radiosender hören (AC/DC special!), die Großstadt hinter sich lassen und einfach die Freiheit genießen (auch wenn sich das jetzt schon zu pathetisch anhört) - das war ein geiles Gefühl!



Nachdem wir unterwegs kurz ein kleines Vesper zu uns genommen hatten (inklusive einer darauf folgenden Orientierungslosigkeit *g*) hatten wir dann auch unser Ziel erreicht: Lac Monroe Service Centre (links im Bild) - weiter darf man nicht mit dem Auto.
Von dort aus ging es dann mit den Rucksäcken beladen auf den Weg zu unserer Hütte. Leider waren die letzten Nächte hier zum Teil frostig, weshalb sehr viele Blätter schon gefallen sind. Indian Summer in den letzten Zügen... Aber trotzdem war es imposant durch diese menschenleere Landschaft zu wandern und die Farben und Formen zu bestaunen. Glückerweise war das Wetter auch perfekt zum Wandern: strahlend blauer Himmel dazu angenehm frisch. Meine Wanderausrüstung hätte einem überraschenden Wintereinbruch - den es hier um diese Jahreszeit durchaus schon geben kann - nicht standgehalten.

Nach angenehm kurzen 5 km haben wir dann unsere Hütte erreicht: la Hutte, die hieß wirklich so ;-) Der rauen Umgebung entsprechend war ihr Inneres auch eher spartanisch ausgestattet, man kann auch funktional sagen. Es gab einen großen Raum, in dessen Mitte ein Holzofen stand, dazu eine Eckbank mit Tisch und ein Matratzenlager unter dem Dach, das mit einer Leiter zu erreichen war. Trotz alledem oder wahrscheinlich gerade deshalb war es sehr urig und gemütlich. Das Plumpsklo (das seinem Namen alle Ehre machte!) war ein paar Meter entfernt. Das absolute Highlight war aber die Terrasse, von der man einen super Blick auf einen kleinen See und die Berge hat. Dazu kommt die für einen Stadtmenschen unglaubliche Stille...

Da wir noch etwas Zeit hatten bevor die Sonne unterging, inspizierten wir die nähere Umgebung im querfeldein Stil. Wir fanden dann zur Abwechslung mal einen See, der aussah als sei er verzaubert, aber ich meine damit eher im unheimlichen Sinne. Tote Bäume ragen aus dem Wasser, alles voller Moos, dazu ein schummeriges Licht *brrrr* Leider haben wir die Biber nicht gesehen, die es dort aufgrund zahlreicher ab- oder angefressener Bäume, sowie eines erstaunlichen Damms, definitv gibt. Als wir gerade noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit 'la Hutte' erreichten, hackten die Männer (also Raphael und ich) mehr oder WENIGER erfolgreich das Holz bzw. brachten das Feuer zum Laufen und die Damen kümmerten sich "standesgemäß" um die Essensvorbereitung. Kartoffeln, Zucchini, Pilze, Paprika, Würste, Baguettes dazu etliche Alkoholika - Wanderherz was willst du mehr?!

Da wir aber schon um kurz nach 6 mit dem Essen und Trinken angefangen haben, war dann auch der Letzte kurz nach Mitternacht im Bett. Trotz meines Pegels und der Müdigkeit war an Schlaf aber nicht zu denken, weil es unter dem Dach gefühlte 50° hatte - dank unseres sorgfältigen Heizens. Also Matratze aus dem tropischen (Dach) ins europäische (Boden) Klima runterschmeißen und endlich einschlafen.

Am nächsten Tag galt es sich erst einmal gegenseitig seinen Kater vorzustellen - nein, so schlimm war es wirklich nicht. Und deswegen ging es nach einem kurzen Frühstück wieder zurück Richtung Service Center, das auf dem Weg zur nächsten Hütte lag. Kurz zu unserer Route: Es handelte sich um einen Rundkurs mit 3 verschiedenen Hütten. Da Caroline und ich aber Montag wieder Uni hatten, ich dazu keine gescheite Ausrüstung für das laut Wetterbericht schlechter werdende Wetter hatte und mir das ständige Französischgequatsche mit der Zeit auf die Nerven ging (sorry ich mags ja, aber irgendwann reichts dann auch!), entschieden wir uns Sonntag abend nach Hause zu fahren, so wie es von Anfang an geplant war, trotz aller Überredungsversuche.

Caroline (links im Bild) und ich begleiteten die anderen aber auf ihrem Weg zur nächsten Hütte - ständig hoffend/bangend einem Bären, Wolf oder Elch über den Weg zu laufen. Und tatsächlich haben wir wilde Tiere gesehen, jawoll, und da wir uns anständig darauf vorbereitet haben, wie man sich in einer solch prikären Situation zu verhalten hat, ist außer gegenseitigem begutachten nichts geschehen. Ich denke der Fuchs und das Eichhörnchen hatten wohl gerade erst gegegessen... Pff, nee mal ehrlich: Da fliegt man 6000 Kilometer in eines der wildesten Gebiete der Welt und sieht einen Fuchs und ein Eichhörnchen. Vielleicht sollte ich auch glücklich sein keinen Bären gesehen zu haben, aber ein Elch wäre schon ganz nett gewesen (auch wenn die mehr Menschen töten als Bären hab ich mal gehört). Wie auch immer.

Wir erreichten dann die "Chutes Croches", auf gut Deutsch sind das die "Croches-Wasserfälle". Dieser tolle Ort war für uns die Möglichkeit eine Pause zu machen und Energie zu tanken. Für Caroline und mich war es gleichzeitig auch der Umkehrpunkt Richtung Auto, die anderen mussten weiter zur nächsten Hütte. Hiermit endet auch dieser Blogeintrag. Es war wirklich wunderschön und ich will so etwas auf jeden Fall nochmal machen, (so oft wie möglich), bin ja noch ein Weilchen hier. Hoffe ich konnte euch ein bisschen mitnehmen auf meinem ersten richtigen Trip in Kanadas Wildnis!

Es wird übrigens ab jetzt mehr los sein hier: Am Donnerstag geht es nach New York, anfang November nach Boston und dann will ich auch mal einen Eintrag über Montreal schreiben, wo ich schließlich wohne ;-)
Also dranbleiben und danke für's Interesse!

Liebe Grüße Fabi!!!

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